In der spielzeugfreien Zeit räumen wir gemeinsam mit den Kindern in unserem Haus alle vorgefertigten Spielmaterialien weg. Damit schaffen wir unseren Kindern nicht nur einen freien, leeren Raum, sondern auch freie und unverplante Zeit.
Wir beginnen mit dem Projekt nach Aschermittwoch. Es dauert dann die gesamte Fastenzeit hindurch bis zu den Osterfeiertagen. Nach Ostern “bauen” wir dann das Spielmaterial gemeinsam mit den Kindern wieder auf.
Einige Fragen, die immer wieder auftauchen, haben wir hier für Sie beantwortet:
Kann denn Spielzeug Sünde sein (süchtig machen)?
Zeug zum Spielen ist für Kinder sicher wichtig, kann die Kreativität fördern und gehört selbstverständlich zu ihrer Lebenswelt.
Eine Überhäufung mit Spielzeug, Konsumgütern und Freizeitangeboten kann aber auch dazu führen, dass Kinder zu wenig Gelegenheit haben, “zu sich zu kommen”, ihre eigenen Bedürfnisse zu spüren, ihre eigenen Ideen und Fantasien zu entwickeln.
Das Projekt “Spielzeugfreier Kindergarten” richtet sich also nicht gegen Spielzeug!
Die Herausnahme des Spielzeugs und der Angebote durch die Erzieher für einen begrenzten Zeitraum ist eine Methode, eine Situation zu schaffen, in der Kinder Erfahrungen mit ihren Möglichkeiten und Grenzen machen können, in der sie sich im geschützten Rahmen der Kindertagesstätte “ausprobieren” können.
Was hat das Projekt mit Suchtprävention zu tun?
Das Projekt kann Kindern einen Zeit-Raum und einen Spiel-Raum schaffen, ihre Möglichkeiten und Grenzen zu erproben. Da in dieser Zeit die Aktivitäten konsequent von den Kindern ausgehen, können sie die Funktion bestimmter Lebenskompetenzen (z.B. Umgang mit Sprache, Beziehungsfähigkeit, verstärkte Wahrnehmung persönlicher Bedürfnisse, Entwicklung von Selbstvertrauen usw.) weiterentwickeln. Dazu gehört es auch, einmal zu erleben, dass nicht alles klappt, dass man Fehler macht, dass man auch mal Frustrationen oder Langeweile aushalten muss, ohne dass diese gleich von Erwachsenen ausgeglichen werden.
In der Suchtforschung gibt es viele Hinweise darauf, dass Menschen, die vielfältige Lebenskompetenzen entwickelt haben, die mit ihren Stärken und Schwächen umgehen können, die Handlungsalternativen selbst entwickeln können, deutlich weniger suchtgefährdet sind als Menschen, die dies nicht können. Lebenskompetenzen sind somit Schutzfaktoren gegen Sucht.
Wenn Kinder im geschützten Rahmen dieses Projektes lernen mit Veränderungen und Belastungen umzugehen, Gefühle auszuhalten und kreative Lösungen erleben, gehen sie ihren Lebensweg gestärkt weiter. All dies mündet in der eigenen Resilienz, die die Grundlage für positive Entwicklung, Gesundheit, Wohlbefinden und hohe Lebensqualität ist.
Kommen das Lernen und die Bildung in der spielzeugfreien Zeit zu kurz?
Das Projekt fördert die Kinder in vielfältiger Weise. Es vermittelt vor allem die Basiskompetenzen, die im Bayerischen Erziehungs- und Bildungsplanes benannt sind. Dazu gehören alle personalen Kompetenzen wie z.B.
- Selbstwahrnehmung,
- Selbstwirksamkeit,
- Selbstregulation,
- Denkfähigkeit,
- Problemlösefähigkeit,
- Fantasie und Kreativität,
- Kommunikationsfähigkeit,
- Konfliktmanagement,
- Solidarität,
- und Verantwortung für das eigene Handeln.
Großen Wert wird auch auf Partizipation und demokratische Teilhabe gelegt. Somit lernen die Kinder ihre eigenen Handlungspläne zu entwickeln, diese mit den Gruppenmitgliedern abzustimmen und gemeinsam oder auch mal allein umzusetzen.
Weitere Informationen zum Projekt unter